Rügen. (SAS) Diesmal sind wir zu Gast beim ehemaligen Radrennfahrer und mehrfachen
deutschen Meister Heinz Richter. Er lebt heute in Bergen auf der Insel
Rügen und ist dem Radsport auch weiterhin verbunden.
![]() |
Heinz Richter im Mannschafts-Trikot |
Als Kinder wurden wir von den Schulen immer angehalten sehr vielseitig
Sport zu treiben. Und in unserem Dorf, wo ich groß geworden bin, war das
eben so, dass dort im Winter Eishockey auf Initiative des
Bürgermeisters angeboten wurde, also haben wir Eishockey gespielt. In
den Sommermonaten hat man andere Sachen gemacht. Durch die generell gute
Berichterstattung von der Friedensfahrt wurden wir dazu angehalten, uns
in den Schulen an kleinen Friedensfahrten zu beteiligen und da war ich
immer der Beste. So kam ich vom Eishockey zum Radsport.
Nach den DDR-Jugendmeisterschaften wechselten Sie zum SC Dynamo. Wie
wichtig war dieser Schritt, um auch sportlich weiter zu kommen?
Das war natürlich der ganz entscheidende Schritt, weil wir ja zu meiner
Zeit keine kontinuierliche Förderung hatten. Man musste durch sportliche
Leistungen überzeugen, dass der Trainer eines Klubs auf einen
aufmerksam wurde. Das konnte man nur, indem man sich an Wettkämpfen
beteiligte, die überregional waren. Also deutsche Meisterschaften und da
konnten die Trainer eben sehen: Mensch, da kommt einer aus so einer
kleinen BSG (Betriebssportgemeinschaft - Anm. d. Red.), da müssen wir
uns mal hinterklemmen. Und wenn man dann also angesprochen wurde... Das
war dann eine große Ehre.
1967 wurden Sie dann DDR-Meister im Zeitfahren. Wie ging es danach weiter?
Die Jahre verliefen sehr rasant. Im Herbst 1963 bin ich zum Klub
gekommen und 1964 war ich schon im Nationalmannschaftskader. Und von da
an dann nur noch in der Nationalmannschaft. 14 mal war ich deutscher
Meister der verschiedensten Disziplinen gewesen, zwei mal
Vizeweltmeister und dann eben auch noch die Silbermedaille bei den
Olympischen Spielen 1972.
Welche Erinnerungen haben Sie noch an München?
An München gibt es ganz unterschiedliche Erinnerungen. Einmal die
sportliche Leistung, dass wir die Silbermedaille erringen konnten.
Andererseits waren wir etwas zweigeteilt, denn wir waren auf Gold aus.
Aber durch den Umstand, dass das Halbfinale und Finale an einem Abend
gefahren wurden... Wir trafen in unserem Halbfinallauf auf die Russen –
einen sehr harten Gegner, gegen den wir das Rennen erst auf den letzten
2-3 Metern entscheiden konnten. Danach waren wir total am Ende, aber
glücklich, dass wir das Finale erreichten. In dem anderen Halbfinallauf
mussten die Westdeutschen gegen die Engländer fahren. Da diese jedoch
nach drei Runden einen Reifenschaden hatten und das Rennen so schon nach
der Hälfte beendet war, haben die Westdeutschen natürlich nur gelacht.
Für sie war das Halbfinale nur ein Warmfahren. Zwar sind wir dann mit
großem Kampfgeist in den Finallauf gegangen, aber dort haben letztlich
die paar Körner gefehlt. Sonst - so bin ich überzeugt – hätten wir auch
den Sieg holen können.
Was wünschen Sie sich für den Radsport auf der Insel?
Ich würde mir schon wünschen, dass es mit dem allgemeinen Sport so
weiter läuft. Denn: Radfahren ist einer der gesündesten Sportarten. Den
jungen Talenten wünsche ich vor allem viel Durchhaltevermögen. Talent
allein reicht aber nicht. Man muss auch den Willen dazu haben, um das
durchzustehen.
![]() |
Noch mit dem Rad auf der Insel aktiv unterwegs: Heinz Richter |