Bereits zu Zeiten, als noch Herr Nutzmann diese Lokalität betrieb, wurde sich immer wieder alte Sagen und Geschichten vom Schwarzen See erzählt. Sie erlebten eine vielfache Abwandlung – auch zur Unterhaltung der Gäste – doch bei alledem muss dem Kern der Erzählungen doch einst eine abenteuerliche Geschichte zu Grunde gelegen haben, die sich so oder so ähnlich ereignet haben kann:
Bei Tagesanbruch machte sich vor langer Zeit ein Prinz auf, um Wild zu jagen. Als er jedoch zu seinem Schloss heimkehrte, fand er stattdessen einen großen schwarzen See an jener Stelle vor, wo zuvor noch sein Schloss thronte. Einzig ein schöner Stuhl lugte nun noch aus den Tiefen eines tiefschwarzen Sees hervor und auf seiner Sitzfläche befanden sich ein Paar gar reich verzierte Handschuhe des Prinzen. Doch statt nach der letzten Habe - seinem Stuhl zu greifen - entschied sich der als eitel geltende Prinz dazu seine Handschuhe retten zu wollen. So versank nun auch der Stuhl. Der Prinz aber selbst erstarrte im gleichen Moment zu einer alten knorrigen Eiche, die noch am Ufer des Sees zu finden gewesen sein soll. Seit jenem Tage - so erzählte man sich in der "Waldhalle" - hörte man so manches Mal eine launige Gesellschaft, die ausgelassen in dem versunkenen Schloss ihre Feste feierte und weit hinaus über die Tiefen der Granitz bis ins benachbarte Sellin zu hören sei. Nur, wenn sich dereinst die Schlosszinnen an der Oberfläche des schwarzen Sees wieder zeigen würden und ein mutiger Jüngling die Traute besäße einzutreten, dann würde sich das Schloss wieder aus der Versenkung erheben und auch seine Bewohner würden erlöst.
So manches Mal, verfehlte die erzählte Geschichte bei den vorbeiziehenden Wanderern, die die "Waldhalle" in der Granitz besuchten, nicht ihre Wirkung. Viele überkam allein bei dem Gedanken der nächtlichen Ereignisse ein gehöriger Schauer. Doch eines Jahres - am letzten Tag vor der Walpurgisnacht - kam ein unbedarfter Wanderer daher. Als auch er von der Geschichte zu hören bekam, machte er sich eifrig kurze Notizen, blieb gänzlich ungerührt und reserviert. Nach kurzem Überlegen gab er zur Kenntnis, dass er diesen Erzählungen auf den Grund gehen wolle. Dem Wirt kündigte er an, dass er am darauffolgenden Morgen nochmals in der "Waldhalle" einsehen werde. Als das Sonnenlicht hinter dem Blätterdach über den Tischen und Stühlen der Lokalität verschwand brach er schließlich auf zum schwarzen See.
Als sich an den darauffolgenden Tagen der Wanderer nicht mehr blicken ließ, erfasste auch den Wirt eine Unruhe. Schließlich stellte er einen kleinen Trupp zusammen, um das Ufer abzusuchen. Doch die Expedition blieb ohne Erfolg, der Wanderer ward nicht mehr gefunden. Seither hielt sich lange Zeit das Gerücht, der Wanderer wäre in den See gezogen worden. Mit Beginn des Wonnemonats – erzählte man sich schon bald - wären an der Stelle seines Niedergangs Seerosen über die Wasseroberfläche gezogen. Doch eine Wiederaufnahme der Suche blieb aus...