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Aus weiter Ferne grüßt bereits das Üselitzer Gutshaus |
Ein scharfer eisiger Wind weht über das südliche Muttland. Unsere Streifzüge haben uns heute über lange graue Betonpfade bis an die Üselitzer Wiek gebracht. Hier, das ist abseits touristischer Pfade. Und es ist dort, wo der Winter schon so manches Mal durch winterliches Hochwasser Besitz von der Niederung ergriff.
Um so erstaunlicher ist vielleicht, dass ausgerechnet an diesem verschwiegenen Ort Erich von Zuhme 1562 eine neue Linie seines Geschlechts begründete. Möglich war dies allerdings nur im Tausch; gegen seine Wittower Besitzung und einem Ausgleich mit weiteren 1.333 Gulden und 16 Schilling. Was ihn dazu bewog, den 1311 als „Uselitze“ erstmals erwähnte Flecken in Besitz zu nehmen, wird wohl dennoch sein Geheimnis bleiben. Einladend war die Gegend jedoch gewiß nicht.
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Ein eisiger Wind fegt über die Wasseroberfläche |
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Was blieb vom alten Gutshaus? |
Zum Ende des 17. Jahrhundert lässt sich der Bau jedoch vielleicht so beschreiben: Das dreistöckige Traufenhaus aus verputztem Backstein erschließt sich ursprünglich über das mittig der Längsseite angeordnete Hauptportal. Unter einer korbbogigen Öffnung, die von einem darunter liegenden Dreiecksgiebel - in der sich auch ein Wappenrelief befunden haben muss – und zwei breiten Pilastern gestützt wurde, betrat man den Flur. Fast alle Räume des Erdegeschosses besaßen Kreutzgratgewölbe. Die seitlich vom Flur gelegenen Zimmer verfügten sogar über Stuckdekor. Über die Küche im hinteren Teil des Hauses erreichte man die Vorratsräume, die als flache Unterkellerung bis unter das vordere linke Drittel des Bauwerks reichten. Mittels einer rückwärtigen Treppe erschloss sich das Obergeschoss, welches nach außen auch durch Gesimsbänder abgesetzt war. Charakteristisch für das Gutshaus Uselitz waren die beiden giebelbetonten parallel angeordneten Satteldächer.
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Beeindruckende Stimmung am Himmel |
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Carl-Friedrich von Langen (1887-1934) |
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges nimmt auch die Einquartierung von Flüchtlingen zu. In einer umfassenden Dokumentation zur Geschichte des Hauses aus dem Jahre 1996 von Martin Holz ist von 20 Familien mit insgesamt etwa 90 Personen um 1945 die Rede. Allein dies stellt auch die Beengtheit der Nachkriegsjahre eindrucksvoll dar. Umso erstaunlicher sind die raschen Auflösungserscheinung als Wohnunterkunft nach Bodenreform und Kollektivierung der Landwirtschaft. 1968 wurde das Gutshaus Üselitz vollständig freigezogen und damit dem Verfall preisgegeben. Zwar gab es zu DDR-Zeiten immer wieder Bestrebungen das Haus zu retten, doch letztlich scheiterten sie alle. Jedoch schafften die Fürsprecher eines Erhaltes 1975 die Aufnahme des Bauwerks auf der Denkmalliste des Kreises Rügen. Der Bauzustand wurde 1973 untersucht: „Wie bei allen alten Gebäuden, die keine Ringverankerung haben, sind auch hier die Gebäudeecken geringfügig nach außen gewichen...“ Empfohlen wird u.a. der „Einbau von Stahlbetondecken, der in die Fensternischen eingreift...“
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Das Zusammenspiel von altem und neuem Gutshaus |
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